Das betende Herz
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Was ich noch zu sagen hätte…
4. Juni 2018

Heute morgen war ich in unserer Pfarre in der Messe (nicht im Kinderdorf, weil ich als Kommunionhelferin eingeteilt war). Unser Subsidiar hat klasse gepredigt, über den Sabbat, der für den Menschen da ist. Jesus will, dass wir frei sind für Gott, er stellt den Menschen in die Mitte. Pfarrer Peters brachte dazu die Formulierung: „Lass die Wurzel deines Handelns Liebe sein!“

Nach der Messe sprach mich ein Mann an und wollte Geld. Wenige Blicke und Worte genügten, um ihn einzuschätzen: rumänische Bettelmafia. Er sagte, er habe Hunger und ich bot ihm an, ihm beim Bäcker etwas zu kaufen. Auf dem Weg dahin habe ich ihm gesagt, dass ich ihm von seiner einstudierten Geschichte kein Wort glaube; danach konnten wir uns dann auch ein bisschen unterhalten.

In der Bäckerei zwei junge Frauen hinter der Theke. Sie beobachten, wie er wählt, ich zahle, er geht. Sie sagen zu mir, das sei nett gewesen. Sie gäben ihm auch manchmal einen Kaffee oder so. Und sie erzählen, dass sie beobachten können, wie diese Männer abends wieder abgeholt werden, eingesammelt, beschimpft und geschlagen von den Leuten, die ihnen dann das Geld abnehmen. „Armer Kerl“, sage ich. So arm seien die wohl nicht, meint die eine Verkäuferin, sie habe mal gesehen, dass der eine ein Handy habe. „Trotzdem“, widerspreche ich: „möchten Sie so leben?“ Nein, natürlich will sie das nicht, ich auch nicht.

Dann sage ich noch: „Aber Sie tun mir auch ein bisschen leid, dass Sie hier am Sonntag arbeiten müssen.“ Ach, so schlimm sei das nicht, sie hätten jetzt auch Feierabend, meinten die beiden munter. Und überhaupt: ich müsse doch auch am Sonntag arbeiten! – Da war ich aber baff. Und plötzlich hatten wir einander gestärkt, einfach dadurch, dass wir einander wahrgenommen hatten.

Erst viel später, am Nachmittag, ist mir aufgegangen, wie viel das alles mit dem Evangelium und der Predigt zu tun hatte, und alles wurde konkret: Lass die Wurzel deines Handelns Liebe sein! Stell den Menschen in die Mitte! Denn der Sonntag ist für den Menschen da, nicht umgekehrt.

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