Schneeglöckchen
21. Februar 2021
AfD-Sprech
28. Februar 2021

Normalerweise jammere ich nicht über den linken Mainstream, tue ich jetzt auch nicht. Aber wundern, ja, wundern muss ich mich schon ein wenig. Da war doch dieser Thesenanschlag von Maria 2.0 – großartige Aktion! Ich mag diese Frauen so ganz generell ja, denn sie kämpfen dafür, in der Kirche bleiben zu können. Sie finden sich nicht damit ab, dass ihnen vieles nicht gefällt, und ihre Lösung ist es nicht zu gehen, denn sie sind gerne katholisch. Bis hierhin bin ich ganz dabei.

Nur leider finde ich zwei der Thesen nicht so, dass ich sie unterschreiben könnte, und deshalb habe ich das Papier doch nicht an unsere Kirchentür gehängt. Das habe ich auf Facebook geschrieben, prompt ruft mich ein katholischer Radiosender an und will ein Interview. Na klar, gerne. Und dann? Bekomme ich im Gespräch den Eindruck, ich müsste mich rechtfertigen. Nicht direkt verteidigen, aber… ich glaube, sie hätten mich gerne etwas revoluzziger gehabt.

Und da bin ich beim Mainstream: Ich finde es ja gut, dass ein von der katholischen Kirche finanzierter Sender positiv über Maria 2.0 berichtet. Aber ein bisschen schräg ist es schon, dass sich eine katholische Ordensfrau im katholischen Rundfunk quasi dafür rechtfertigen muss, dass sie der Frauenordination skeptisch gegenüber steht. – 1994 hat der Papst noch verboten, darüber auch nur zu diskutieren! (Worum sich natürlich und glücklicherweise niemals jemand geschert hat.)

Dabei bin ich ja gar nicht gegen die Frauenordination. Ich glaube nur nicht, dass sie unsere Probleme löst – und es gibt anderes, das viel wichtiger wäre. Außerdem ist diese Forderung halt unrealistisch, nur ein Konzil könnte hier neues Recht schaffen. Aber bei diesem Thema scheint es schwer zu sein, sachlich und differenziert zu bleiben. Die sieben Thesen auf dem Plakat von Maria 2.0 sind da schon griffiger.

Und gerade dieses Plakative war es dann, was mich gehindert hat, die Thesen aufzuhängen. In dieser verkürzten Form stimmen sie nämlich nicht. These Nr.1: „In unserer Kirche haben alle Menschen Zugang zu allen Ämtern. Denn Menschenrechte und Grundgesetz garantieren allen Menschen gleiche Rechte – nur die katholische Kirche ignoriert das….“ Falsch! Alle Religionen der Welt ignorieren das, bzw. in allen Religionen haben Frauen weniger Rechte als die Männer. Und bitte sehr: dazu müssen wir nicht nach Saudi Arabien oder Indien fahren. Auch z.B. bei den deutschen Protestanten gibt es kleinere Kirchen, die keine Frauen ordinieren.

Jetzt kann man sagen: das macht es nicht besser. Aber es macht zumindest deutlich, dass die katholische Kirche nicht der letzte Hinterwäldlerverein ist, der immer noch nicht den Schuss gehört hat und nicht kapiert, was Menschenrechte sind. Im Gegenteil: die deutschen Feministinnen preschen vor. Sie tun das als eine Gruppe innerhalb einer universalen Kirche. In Deutschland laut, in anderen Ländern sind ihre Ideen fast undenkbar. Wenn man das so sagt, finde ich es völlig in Ordnung, sich die Priesterweihe auch für Frauen zu wünschen. Aber sie zu fordern, als wären alle, die immer noch ganz gut mit dem Status quo leben können, völlig bescheuert… Tut mir leid, da merke ich, dass ich mich als Katholikin angegriffen fühle. SO schlecht ist meine Kirche dann doch nicht!

Ja, es gibt Frauen, die sich zum priesterlichen Dienst berufen fühlen, und ich halte das für ein starkes Argument – wenn nicht das stärkste. Ja, sicher wäre es in vielen Situationen gut und wichtig, wenn Frauen die Sakramente spenden könnten. Aber nein – es ist nicht so, als wartete die ganze Kirche sehnsüchtig auf diese Reform. Es gibt Länder, da beobachtet man gerade mit etwas gemischten Gefühlen, dass Frauen neuerdings Kommunionhelferinnen sein können. Frauenordination jetzt sofort? Hätte vermutlich eine Kirchenspaltung zur Folge. Ich weiß nicht, ob die Frauen von Maria 2.0 das wollen. Ich will es nicht. Aber ich würde mich freuen, wenn wir bald mal wieder ein Konzil bekämen…

4 Comments

  1. Isabelle sagt:

    Naja, aber Thesen, gerade auf einem Plakat, müssen doch griffig und plakativ sein… Außerdem müssen Thesen ja auch Visionen enthalten, wenn man nur danach geht, was jetzt gerade (weltkirchlich) betrachtet realistisch ist und in naher Zukunft anstehen könnte, ändert sich doch nie was. Man muss groß denken und träumen können, um sich in kleinen Schritten darauf zu bewegen zu können. Und Kritik an der jetzigen Situation zu üben, bedeutet nicht, dass man die Menschen, die derzeit gut in dem status quo Leben, versucht zu diskreditieren. Es ist doch nur ein Anstoß, um etwas zu ändern und dazu darf man und muss man vielleicht sogar etwas plakativer und provokativer auftreten. Von daher denke ich, dass man durchaus, auch wenn man vielleicht nicht mit allen Positionen d’accord ist, Maria 2.0 unterstützen sollte. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, finden Sie doch die meisten Forderungen auch gut oder zumindest verständlich, oder? Lohnt es sich denn dann nicht, eine Organisation zu unterstützen, die zumindest versucht, etwas zu verändern, unabhängig davon wie realistisch das ist – anstatt zu sagen “ja vieles finde ich gut, aber die zwei Punkte gehen mir zu weit, deswegen mache ich mal lieber gar nicht mit?”. Mich würde wirklich Ihre Meinung dazu interessieren – und hoffe sehr, dass Sie diesen Post nicht als Angriff verstehen, sondern nur als Meinungsaustausch.

    • Das ist schon richtig: man muss nicht 100%ig übereinstimmen. Aber die Bewegung macht nunmal mit der Frauenordination auf – und wenn man die Berichterstattung verfolgt, werden die Forderungen häufig dann auch auf diese eine reduziert. Wäre das erste der Klerikalismus oder die Aufklärung des Missbrauches, darum würde sich in der öffentlichen Wahrnehmung alles drehen und irgendwo weiter unten käme auch noch die Frauenordination, dann hätte ich das wahrscheinlich gemacht. Aber so… in diese Schublade passe ich einfach nicht.

    • Katharina M. Bommes sagt:

      Liebe Schwester Barbara, danke für Ihre mutigen, selbständigen Äußerungen zum ‚linken Mainstream‘ vom 23.02.21!
      Darf ich nur zu einem Punkt eine Frage äußern: Ist die Tatsache, dass jemand sich zu etwas berufen fühlt, eine Argument dafür, dass man ihm den Weg zur Verwirklichung diese Berufung eröffnen muss? Klopfen nicht z.B. bei Ihnen manchmal Frauen an, die sich in Ihre Gemeinschaft berufen fühlen – und die Sie trotzdem auf keinen Fall aufnehmen werden?
      Herzlichen Gruß, Katharina M. Bommes

      • Liebe Frau Bommes,
        vielen Dank für Ihren Kommentar! Ich stimme Ihnen zu: dass sich jemand berufen fühlt, bedeutet nicht das Recht, diese Berufung leben zu dürfen. Sie muss immer geprüft werden, man muss den richtigen Ort dafür finden, usw. Wir schicken immer wieder Interessentinnen weg, auch die Priesterseminare nehmen (hoffentlich) nicht jeden. Denn oft irrt man sich bei seinem diffusen Gefühl, berufen zu sein, oder man weiß nicht genau, was man sucht. Umgekehrt verweigert die katholische Kirche aber jeder Frau die Priesterweihe, und zwar ohne jede Prüfung einer etwaigen Berufung. Sie setzt also voraus, dass Frauen niemals zum priesterlichen Dienst berufen werden. Und daran habe ich meine Zweifel.

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